40 Jahre Schwulenberatung Berlin
Traditionsreiche Szeneorganisation feiert Jubiläum in der CSD-Woche
Berlin (ots) – “Im Grunde habe ich der Schwulenberatung mein Überleben zu verdanken. Sie hat mir durch die verschiedenen Angebote geholfen, dass ich heute sagen kann: Ich bin gerne schwul und ich fühle mich jetzt im richtigen Leben.”
Mit diesen starken Worten fasst Manfred W. (66) seine langjährigen Erfahrungen mit der Schwulenberatung Berlin zusammen. Im Videointerview anlässlich des 40-jährigen Jubiläums zählt er eine Vielzahl an Berührungspunkten auf: Coming-Out-Gruppe, Flirtkurs, Suchtberatung, Benefizparty, AIDS-Trauergruppen und schließlich Wohnprojekte im Alter und die Pflege-Wohngemeinschaft.
Seine Geschichte steht beispielhaft für unzählige persönliche Biographien, die die Schwulenberatung Berlin seit ihrer Gründung im Jahr 1981 auf vielfältige Art und Weise unterstützend begleitet hat.
Marcel de Groot, Geschäftsführer der Schwulenberatung Berlin, zieht Resümee:
“In den 40 Jahren unseres Bestehens haben wir im Leben unserer Klienten viel erreicht. Gleichzeitig konnte viel für LSBTI* generell erreicht werden – auch das feiern wir heute. Mit dem gesellschaftlichen Wandel haben sich auch die Themenschwerpunkte unserer Arbeit laufend verändert. Was konstant bleibt, ist der Bedarf an kompetenter Unterstützung: LSBTI* sind anderen Risiken ausgesetzt und haben andere Sorgen als die heterosexuelle Mehrheit. Unser Angebot ist über die Jahre nur breiter und vielfältiger geworden und wird heute stärker genutzt als je zuvor.”
“Es sind außergewöhnliche Umstände, in denen wir dieses Jubiläum begehen. Die Corona-Pandemie hat uns aber nur noch mehr in unserer Mission bestärkt. Die Maßnahmen der letzten 18 Monate wie Kontaktbeschränkungen und die Schließung öffentlicher Begegnungsräume haben gerade LSBTI*, von denen viele auch heute noch weniger familiären Rückhalt haben, vor besondere Herausforderungen gestellt. Wir konnten unsere Unterstützungsangebote zum allergrößten Teil aufrechterhalten und neue digitale Wege erschließen. Und schließlich standen wir unseren Klient*innen kürzlich auch als Impfort zur Verfügung. Die psychosozialen Folgen der Pandemie werden die Community und uns aber sicherlich noch länger beschäftigen.”
Als eine der größten Einrichtungen ihrer Art weltweit betreut die gemeinnützige Schwulenberatung mit 180 Mitarbeitenden jedes Jahr tausende Klientinnen: 2020 fanden trotz Pandemie über 4.600 psychosoziale und psychologische Beratungen statt, mit einem breiten Themenspektrum von Substanzabhängigkeit über das Leben mit HIV bis hin zum Umgang mit Diskriminierungserfahrungen. Über 5.200 Menschen haben offene Angebote wie Gesprächsgruppen und soziale Treffpunkte genutzt. Die Inter*- und Trans*-Beratung unterstützte mehr als 1.800 Menschen. In Wohnprojekten werden aktuell 320 Menschen betreut, besonders solche mit Fluchterfahrung, mit speziellem Betreuungsbedarf oder im Alter. Am Südkreuz ist ein weiteres Wohnprojekt in Bau, wo auch erstmals eine queere Kita Platz finden soll.
Mit dem Vor-Ort-Team man*Check sowie der Einrichtung Checkpoint BLN wird wichtige Arbeit für die sexuelle Gesundheit der LSBTI*-Community geleistet. Damit rückt das deklarierte Ziel der Stadt Berlin in greifbare Nähe, die HIV-Epidemie bis 2030 zu beenden.
Das Jubiläum wird aufgrund der Pandemie in erster Linie in den sozialen Medien gefeiert: Das Interview mit Manfred W. entstammt der ersten Folge einer Serie an Videoportraits von heutigen und ehemaligen Klienten. Damit rückt die Schwulenberatung auch anlässlich des Jubiläums den Fokus auf das, was in ihrer Arbeit stets im Mittelpunkt steht: Die Menschen.