EU-Parlament alarmiert über Gewalt gegen Homosexuelle in Tschetschenien
Die gezielte "Säuberungswelle" gegen Homosexuelle in Tschetschenien müsse unverzüglich beendet werden, heißt es in der von allen maßgeblichen Fraktionen gemeinsam eingebrachten Entschließung weiter.
Straßburg (AFP) – Nach Berichten über die Verfolgung und Misshandlung von Homosexuellen in Tschetschenien hat das Europaparlament “unabhängige, objektive und sorgfältige Ermittlungen” gefordert. Daran müssten auch “internationale Menschenrechtsorganisationen” beteiligt werden, verlangte das Parlament in Straßburg am Donnerstag in einer Entschließung. Russland müsse dafür sorgen, dass die Täter und Hintermänner vor Gericht gebracht werden.
Die gezielte “Säuberungswelle” gegen Homosexuelle in Tschetschenien müsse unverzüglich beendet werden, heißt es in der von allen maßgeblichen Fraktionen gemeinsam eingebrachten Entschließung weiter. Außerdem müssten alle Personen, die im Zuge dieser Aktion verhaftet wurden, sofort freigelassen werden.
Weit verbreitete Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien
Das Parlament beklagte zugleich die “weit verbreiteten Menschenrechtsverletzungen” in der zur russischen Föderation gehörenden autonomen Republik Tschetschenien. Dort herrsche ein “Klima der Straflosigkeit”, das Verbrechen begünstige.
Moskau müsse den Opfern, aber auch Menschenrechtsaktivisten und Journalisten, die über die Vorfälle berichteten, Rechtsschutz gewähren. Die Mitgliedsländer der EU müssten ihnen ihrerseits die Möglichkeit geben, Asyl zu beantragen.
Die regierungskritische russische Zeitung “Nowaja Gaseta” hatte im März von einer gezielten Verfolgungskampagne gegen Schwule in der Kaukasus-Republik berichtet. Seit Februar wurden demnach mehr als hundert tatsächlich oder vermeintlich homosexuelle Männer von Milizen des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow verschleppt und inhaftiert.
Verfolgungskampagne gegen Schwule im Kaukasus
Mindestens zwei von ihnen sollen an den Folgen der Misshandlungen gestorben sein, ein weiteres Opfer wurde durch Familienangehörige umgebracht. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch bestätigten die Angaben.
Seit Jahren gibt es immer wieder Berichte über Misshandlungen und Entführungen von Schwulen und Lesben in Tschetschenien. Auch soll es in dem islamisch-konservativ geprägten Land mehrere Fälle von sogenannten Ehrenmorden gegeben haben, bei denen Familien ihre Ehre beschmutzt sehen und deshalb Angehörige ermorden.
Anfang Mai hatten sich Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) und seine Kollegen aus Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Schweden in einem Brief an den russischen Außenminister Sergej Lawrow “tief besorgt” über die Lage von Homosexuellen geäußert.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach das Thema kürzlich bei einem Treffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin in Moskau an. Dieser sagte daraufhin, seine Regierung werde die Ermittlungen der russischen Menschenrechtsbeauftragten Tatjana Moskalkowa unterstützen.
jh/ju
© Agence France-Presse