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Spendenrekord: Mehr als 500.000 Euro für ukrainische LSBTIQ*

Zwei Monate nach Gründung zieht das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine Bilanz

Hilfstransport in die Ukraine (You are not alone)
Hilfstransport in die Ukraine (You are not alone)

Berlin (ots) Hilfsorganisationen leisten effektive Nothilfe bei Katastrophen und Krisen. Doch bestimmte Menschen und Gruppen haben besondere Anforderungen, zum Beispiel an eine für sie sichere Unterbringen oder auch an medizinische Versorgung. Zu ihnen gehören auch Mitglieder der LSBTIQ-Community, eine aufgrund von Stigmatisierung, Diskriminierung und Gewalt häufig traumatisierte und besonders schutzwürdige soziale Gruppe.

Auf ihre Bedürfnisse können große Hilfsorganisationen nur bedingt eingehen. Deswegen haben sich direkt nach Kriegsausbruch am 24. Februar 2022 zahlreiche Organisationen aus der LSBTIQ*-Community in Deutschland zum bundesweiten Bündnis Queere Nothilfe Ukraine zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist es, LSBTIQ* in Notlagen zu unterstützen.

Nie hat die deutsche Community mehr Geld gesammelt

Sachspenden für Odessa (Foto: Iryna Hanenkova)
Sachspenden für Odessa (Foto: Iryna Hanenkova)

Nebst Petition mit klaren Handlungsaufforderungen an die Bundesregierung zum Schutz von LSBTIQ* sammeln die Initiator*innen Spenden, um Betroffenenen bei der Versorgung und Evakuierung zu helfen. Zwei Monate nach Gründung verzeichnet das Bündnis Spendeneinnahmen von über einer halben Million Euro – mehr wurde bislang bei einer LSBTIQ-spezifischen Spendenaktion in Deutschland in einem ähnlichem Zeitraum noch nicht eingesammelt.

Zugleich wächst mit jedem Kriegstag der Bedarf an weiteren Hilfeleistungen. “Die Spendensumme zeigt, dass sehr vielen Menschen, Unternehmen und Organisationen die spezifische Notlage von LSBTIQ* bewusst und ein eigenes Engagement eine Herzensangelegenheit ist. Ein Lichtblick in dunklen Zeiten. Wir hoffen, die Spendenbereitschaft mit unserer Aufklärungsarbeit hoch halten zu können, denn aktuell können wir vielen noch nicht helfen und möchten deshalb unsere Arbeit in der Ukraine stark ausweiten – zum Beispiel die Versorgung von queeren Notunterkünften“, so Sören Landmann, Mitinitiator des Bündnis Queere Nothilfe Ukraine und Vorsitzender des Aktionsbündnis gegen Homophobie e.V.

Regenbogenfamilie in Schytomyr (Foto: You are not alone)
Regenbogenfamilie in Schytomyr (Foto: You are not alone)

Aufklärungsarbeit für Unterstützer*innen aber auch für LSBTIQ*, die auf der Flucht sind oder diese planen, leistet das Bündnis u.a. auf Facebook sowie Instagram und lässt hier aktuell die Personen zu Wort kommen, die sich bei den Spender*innen bedanken möchten:

[…] Ich bin schwul, ich habe eine LGBTIQ-Organisation um Hilfe gebeten. Sie haben mir viel geholfen. Sie haben mir erstmal etwas Geld gegeben, für Lebensmittel. Ich konnte Lebensmittel und Proviant kaufen. Jetzt habe ich eine Unterkunft gefunden, die billigste, die es gab, und ich habe die Organisation gebeten, mich auch dabei zu unterstützen. Ich bin den LSBTIQ-Organisationen in Deutschland sehr dankbar für ihre Hilfe. Wir brauchen sie wirklich sehr. Wir sind verwirrt, wir wissen gar nicht, was wir tun sollen und für jede Hilfe sind wir dankbar. […]“, bedankt sich Serhey aus Kyjiw in einem Video.

“Wegen des Krieges sind wir in eine sehr komplizierte finanzielle Lage geraten. Hier funktioniert nichts mehr, die Sirenen heulen ständig und dann musst du in einen Keller oder einen Unterschlupf rennen. Und mit einem kleinen Kind ist das sehr, sehr schwierig. Aber wir geraten nicht in Panik und versuchen, durchzuhalten. Ein großes Dankeschön an alle Menschen aus Deutschland, die uns unterstützen. Ohne euch wären wir verloren”, sagt Marta aus Bila Zerkwa im selben Video.

Queere Nothilfe Ukraine leistet insbesondere Hilfe in der Ukraine selbst

Das Aktionsbündnis hat sich darauf geeinigt, Spenden für Soforthilfe in der Ukraine zu priorisieren und dann Hilfe in an die Ukraine angrenzenden Nachbarländern zu leisten. “In Deutschland sehen wir die Fürsorge- und Versorgungspflicht bei der Bundesregierung und konzentrieren uns daher vor allem auf Vor-Ort-Unterstützung in Kooperation mit lokalen und uns bekannten LSBTIQ*-Vereinen und Initiativen. So können wir bei der dringend notwendigen Versorgung queerer Menschen in der Ukraine sowie bei ihrer Evakuierung unterstützen, aber auch bei individuellen Notlagen flexibel und schnell reagieren“, erklärt Sasha Gurinova, Referentin für Internationales bei der Deutschen Aidshilfe und Mitglied im Finanz-Team des Bündnisses Queere Nothilfe Ukraine.

Zur dringend notwendigen Versorgung gehört die Grundversorgung mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten wie Schmerzmitteln, HIV-Medikamenten und Hormonpräparaten für trans* Menschen, aber auch die Beschaffung von Matratzen, Drogerie- sowie Hygieneartikel oder Powerbanks. Diese Hilfeleistung erhalten Geflüchtete in sogenannten Sheltern, sprich provisorisch eingerichteten Notunterkünften. Die Unterstützung vor Ort kann dann durch die Kooperation mit LSBTIQ*-Organisationen in der Ukraine sichergestellt werden wie etwa auf nationaler Ebene durch Insight, KyivPride, Gay Alliance Ukraine, Tochka Opori, Avante, Alliance Global, Sphere, Gay Forum Ukraine, Liga oder regional mit Gruppen wie Gender Z in Saporischschja und “Ty ne odin” (“Du bist nicht allein”) aus Schytomyr. Die Organisationen verteilen die vom Bündnis gelieferten Hilfsgüter.

Das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine und seine Mitgliedsorganisationen unterstützen ebenfalls bei der Vermittlung in sichere Unterkünfte in (Ost-)Europa sowie Deutschland, assistieren bei Behördengängen und Anmeldeverfahren und bieten umfassende Info- und Beratungsangebote in mehreren Sprachen an, die Menschen in Not vor Ort oder auf der Flucht unterstützen sollen. Zudem werden 50 Prozent der Spendengelder für langfristige Hilfe zurückgestellt.

Hagen Ulrich

Hagen Ulrich lebt mit Ehemann, Katzen und Bienen in Bonn. Schreibt gelegentlich Gay Fantasy Romane, interessiert sich für LGB-Themen und hat eine Aversion gegen wokes Denken, nervige Genderschrilletten und das AfDreckspack. Ist außerdem der Meinung, dass :_* in Wörtern außer zu Satirezwecken nichts zu suchen haben.

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